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Vorderlader – Zielen & Treffen

Zielen und Treffen mit der Perkussionspistole

Die folgenden Hinweise zum Zielen und Treffen mit der Perkussionspistole dürfen nicht als Lehrbuch mit Erfolgsgarantie missverstanden werden, sondern eher als Lebenshilfe für Hobbyschützen. Ambitionierte Sportschützen sollten sicherheitshalber einen Blick in die einschlägigen Fachbücher werfen, bevor sie mit einem ernsthaften Training beginnen.

Kimme und Korn

Kimme und Korn sind die am weitesten verbreitete Zielvorrichtung an Vorderladerwaffen. Bei Gebrauchswaffen sind beide Teile zumeist fest und können nicht so einfach nachjustiert werden. Im Training wird weniger Wert auf das Erreichen der maximalen Ringzahl gelegt werden, als auf das Erzielen eines möglichst guten Trefferbildes. Wenn es im Wettkampf um höchste Ringzahlen geht, kommt man um eine verstellbare Visierung nicht umhin.

Anschlag

Vorderladerpistolen werden im Rahmen des sportlichen Schiessens ausschließlich stehend einhändig geschossen. Oberkörper und Schussarm bilden einem Winkel von etwa 110…120 Grad, die Füße stehen schulterbreit auseinander. Den optimalen und stabilsten Anschlag hat man dann gefunden, wenn der Lauf der mit geschlossenen Augen zwanglos erhobenen Waffe ins Ziel deutet.

Was die Haltung von Arm und Hand anbelangt, gilt es möglichst viel den Bändern zu überlassen und möglichst wenig Muskeln anzuspannen, da diese unter Anspannung unwillkürlich anfangen zu zittern. Der Arm wird ausgestreckt und “verriegelt” sich im Gelenk.

Die Hand umfasst den Griff der Pistole so weit oben, dass die Muskeln des Handgelenks nicht angespannt werden müssen, um den Lauf anzuheben. Die freie Hand schiebt man lässig in die Hosentasche.

Gerade beim Pistolenschiessen spielen auch die physischen Voraussetzungen des Schützen eine entscheidende Rolle. Wer im Beruf keine körperliche Tätigkeit ausübt, muss eventuell etwas für seine Arm- und Handkraft tun, um brauchbare Ergebnisse zu erzielen.

Zielen

Sportschützen zielen zwar mit beiden Augen, benutzen aber Schießbrillen mit einer verstellbaren Irisblende und einer Abdeckung für das nicht benötigte Auge. Mit Hilfe der Irisblende und je kleiner man sie zumacht, sind Kimme, Korn und Spiegel scharf zu sehen. Allerdings gibt es auch sehr gute Schützen, welche ein Auge beim Zielen zukneifen. Das Zielen mit beiden Augen ist also allein noch keine Garantie für gute Schussleistungen.

Sportschützen schießen “Spiegel aufsitzend”. Wie in den Abbildungen dargestellt, wird etwas unterhalb des schwarzen Spiegels angehalten. Der verbleibende Streifen wird als Kontrollweiss bezeichnet. Die Visierung zeichnet sich vor dem weißen Grund der Scheibe weitaus besser ab, als vor dem schwarzen Spiegel. Zielfehler können so leichter ausgemerzt werden oder entstehen erst gar nicht.
Es ist schlichtweg unmöglich Kimme, Korn und Spiegel gleichzeitig scharf zu sehen. In der ersten Phase des Zielens konzentriert man sich auf den Spiegel der Scheibe und toleriert ein vertikales Schwanken des Laufmündung im Rhythmus der Atmung.

Die zweite Phase beginnt mit einem leichten Ausatmen. Jetzt konzentriert man den Blick auf die Kimme der Waffe und hat einige Augenblicke Zeit das Ziel genau anzuvisieren und abzuziehen. Spätestens wenn man das Gefühl hat wieder Luft holen zu müssen oder man bewusst anfängt über den Schuss nachzudenken, sollte man den Versuch abbrechen und die Waffe wieder absenken.

Abziehen

Damit niemand in Selbstzweifel versinkt sei angemerkt, dass es keinem Menschen vergönnt ist die Waffe längere Zeit völlig zitterfrei im Ziel zu halten. Die aus diesem leichten Zittern oder Schwanken resultierenden Zielfehler sind jedoch meist geringfügig gegenüber dem “Abkommen”, dass durch ein Verreißen des Abzugs entsteht. Zwar sind Waffen mit Stecher wegen des geringen Abzugsgewichts weniger empfindlich gegen Durchreißen, dennoch muss man darauf achten den Abzug gleichmäßig und parallel zur Laufachse durchzuziehen.

Nachhalten

Typische Fehler, die vom Durchreißen des Abzugs verursacht werden, sind das Verkanten der Waffe oder Hochschüsse. Weil diese Fehler oft systematisch auftreten, d.h. bei aufeinanderfolgenden Schüssen wiederholt werden, lassen sie sich aus dem Trefferbild nur schwer ablesen. Daher zielt man nach dem Brechen des Schusses weiter auf die Scheibe und beobachtet, in welche Richtung man abgekommen ist. Diesen Vorgang bezeichnet man als “Nachhalten”.

Das Nachhalten dient nicht nur der Selbstdiagnose, sondern ist auch aus technischer Sicht erforderlich. Zwischen dem Auslösen des Abzugs und dem Zeitpunkt, zu dem die Kugel den Lauf verlässt, vergehen Millisekunden. Im Vergleich zu den schnellen Perkussionsschlössern, zünden Steinschlösser sehr gemächlich und stellen daher entsprechend hohe Anforderungen an die Kunst des Schützen.

Fehlererkennung

Nachfolgend einzelne typische Fehlermöglichkeiten (für Rechtshänder, sofern es Schützenfehler sind) in Stichworten:

Bild 1: Hochschuss: Starke Lauf- oder Munitions-erwärmung, gelockerte Laufbefestigung, verstelltes Visier, Visierfehler (Hochkorn, fehlender Abstand zwischen Spiegel und Visierung), Abziehfehler (unbewusstes Zurückziehen der Waffe beim Auslösen).

Bild 2: Tiefschuss: Falsche VisiereinsteIlung, zu schwach geladene Munition, Visierfehler (Tiefkorn oder nicht geschwärztes Korn), zu hastiges Absenken der Waffe nach der Schussabgabe, nachlassende Halte­kraft.

Bild 3: Linksschuss: Visierfehler (Korn klemmt links), Abziehfehler (Abzugs­finger zieht schief ab oder liegt am Griff an), Griff zu klein für die Schützen­hand.

Bild 4: Rechtsschuss: Visierfehler (Korn klemmt rechts), Schützenfehler (Dau­men wird zu kräftig an den Griff bzw. Schaft gepresst oder zu weit abge­spreizt), Griff zu groß für die Schützen hand.

Bild 5: Hochschuss links: Visierfehler (links verkantete Waffe, links geklemmtes Hochkorn), Abziehfehler (Waffe wird schief abgezogen oder der Abzugsfinger liegt am Griff an und zugleich wird beim Auslösen die Waffe zurückgezogen), Schussangst (Waffe wird beim Abziehen nach vorne gescho­ben), Konzentrationsfehler (Waffe wird nach dem Schuss zu schnell abge­senkt).

Bild 6: Tiefschuss links: Abziehfehler (ruckartiges Reißen am Abzug), man­gelnde Haltekraft. Bei rechtshändigen Gewehrschützen: Zu festes Setzen der Waffe in der Schulter.

Bild 7: Hochschuss rechts: Zu starkes Anpressen des Daumens an den Griff oder mangelnde Haltekraft bzw. Nachgeben mit dem Handgelenk.

Bild 8: Tiefschuss rechts: Zu starker Druck der Haltefinger auf den Griff, Schwäche des Handgelenks, ruckartiges oder zu kräftiges Abziehen.

Bild 9: Senkrechte Streuung: Mangelnde Haltekraft, zu enge FußsteIlung bzw. falsche Grundstellung, senkrechtes Verreißen der Waffe beim Abziehen, falsche Atemtechnik (auch bei Gewehrschützen). Munitionsfehler (unter­schiedliche Ladungen, unterschiedliche Hülsen, unterschiedlich fester Ge­schoßsitz).

Bild 10: Waagerechte Streuung: Instabile Armhaltung (Arm pendelt seitlich), zu breite FußsteIlung (Körper pendelt), seitliches Verreißen der Waffe beim Abziehen, Visierfehler (mangelnde Konzentration), unterschiedlich festes Hal­ten der Waffe, zu kleiner oder zu rutschiger Griff.

Bild 11: Mangelhaftes Schussbild: Waffenfehler (verbleiter Lauf, lockere Visierteile, verschlissene Waffe), Munitionsfehler (schwan­kende Qualität), Schützenfehler (mangelnde Konzentration beim Visieren und Abziehen, mangelnde Haltekraft, falsche Atemtechnik, Sehfehler).

Bild 12: Extreme Streuung: Waffen- oder Munitionsfehler wie bei Bild 11, Schützenfehler (fehlendes Training, schlechte Kondition bzw. gesundheitliche Störungen, Zielfehler durch Fehlsichtigkeit, bewusstes Auslösen bzw. Verreißen des Schusses durch Schussangst), Anfängerfehler.